Leben ist bunt. Es besteht aus vielen verschiedenen Sphären. Wir gewichten diese unterschiedlich. Manches ist uns weniger wichtig – anderes pflegen wir leidenschaftlich. Auf Dauer – so meine These – wird menschliches Leben gelingen, wenn alle Sphären entwickelt werden. Vorlieben schließt das nicht aus.

Im Blick auf die Praxis der persönlichen Lebensgestaltung kann man die Sphären sammeln und ordnen. Mein Vorschlag besteht aus 10 Sphären.

Die leibliche Sphäre

Dazu gehört alles was mit unserem Körper zu tun hat. Ein ganz wichtiger Aspekt ist die Dimension der Gesundheit. Essen und Trinken ist nicht nur Nahrungsaufnahme sondern auch Lebenskultur. Sport natürlich und alle Formen der Bewegung gehören hierher.

Die Sphäre der Beziehungen

Menschen sind soziale Wesen. Familie, Partnerschaften Freunde – dies zu pflegen ist elementar. Gespräche und Gastfreundschaft konkretisieren dies. Einsamkeit für eine gewisse Zeit ist manchmal sinnvoll – auf Dauer, etwa im Alter, ist sie unmenschlich.

Die Sphäre der Heimat

Dazu gehört natürlich die eigene Wohnung oder gar das eigene Haus. Eine gute Nachbarschaft und Wohnen an einem Ort, an dem man Wurzeln schlagen kann. Lokale Lebensqualität beim Einkaufen, aber auch Natur in der Nähe. Mit dem eigenen Besitz konstruktiv umgehen.

Die Sphäre der Arbeit

Zunächst ist das eine Notwendigkeit, um leben zu können. Arbeit kann aber auch Sinn geben, wenn man dadurch einen Beitrag für andere leistet. Kollegen und Teams gehören dazu, das Eingebunden sein in eine Organisation. Auch verlangt es Selbstorganisation.

Die Sphäre der Bildung

Heute spricht man von lebenslangem Lernen. Das ist berufsbezogen, beinhaltet aber auch Persönlichkeitsentwicklung und Auseinandersetzung über relevante Themen des Zusammenlebens.

Die Sphäre des Spiels

Der Mensch ist ein homo ludens sagen Philosophen – eine Person, die spielt. Friedrich Schiller hat dies zugespitzt: Nur wenn der Mensch spielt, ist er ganz Mensch. Spielen ist der Kontrast zum Arbeiten und zu allen ernsten Dingen und es entfaltet unsere Kreativität. Dazu gehören auch: handwerkliches Tun, ein Hobby, Erlebnisse und Abenteuer.

Die Sphäre der Kultur

Menschen lieben das Schöne. Selbst in den ältesten Kulturen wird dies schon sichtbar in schönen Formen oder Zeichnungen. Musik, Theater, Kino, Literatur, die Bilderwelt in den Museen erweitern unseren Horizont, inspirieren und erfreuen. Dazu gehören auch die Festlichkeit und die Gastfreundschaft.

Die Sphäre der Politik

Es geht nicht darum, in eine Partei einzutreten oder für ein Amt zu kandidieren. Das ist eine Möglichkeit. Es geht um das Mitleben und Mitmachen in der Polis – der Gemeinschaft mit anderen im Nahbereich, im Staat, heute auch weltweit. Dies kann unterschiedliche Formen annehmen: soziales Engagement, Mitarbeit in Vereinen, ein Ehrenamt, Protestieren und Demonstrieren…

Die Sphäre der Spiritualität

Alle Menschen tragen in sich eine unausrottbare Sehnsucht, dass es im Leben mehr gibt als nur einfach existieren. Wir alle müssen uns mit Tod und Sterben auseinandersetzen. Hierher gehört Religion – mit Geschichten, Hoffnungen und Riten. Einfacher formuliert: Es geht um einen Lebenssinn und um die Quellen für den Lebensmut. Oft beginnt dies mit Unterbrechungen im Alltag, mit Muße und Schweigen, mit Meditation.

Die Sphäre der Zukunftsgestaltung

Menschen sind auf Zukunft ausgerichtet und gestalten diese Zukunft aktiv und kreativ. Das hat eine materielle Dimension aber noch viel mehr bedeutet es, das tun zu können, was einem persönlich wichtig ist. Visionen und Träume von eine guten Leben.

Vielleicht fehlt Ihnen in dieser Liste etwas, dann können sie es leicht ergänzen. Hilfreich ist es ab und zu innezuhalten und zu reflektieren, welche der Sphären stark, welche schwach entwickelt sind im eigenen Leben. Man kann dies an der zeitlichen Gestaltung festmachen. Doch es geht nicht nur darum, wie viele Stunden ich mit welcher Sphäre beschäftigt bin, sondern, ob sie in meinem Leben überhaupt vorkommt und welche Qualität sie hat.

Meinrad Bumiller